Der Sommer naht mit großen Schritten und auch wenn sich schon so manches überflüssige Kilo verabschiedet hat, sind immer noch kleine Pölsterchen an der Hüfte und am Bauch vorhanden. Und auch Hubert, mein allerliebster innerer Schweinehund, schaut ab und zu auf einen Sprung vorbei. Und klar hat der Gauner das Osternest, das mein Mann mir trotz selbst auferlegtem Süßigkeitenverbot geschenkt hat, ratzfatz vernichtet. Ich schwöre, ich konnte nichts dafür. Ich war machtlos! Schwupps – und schon waren alle Gelee-Eier und Schokoosterhasen verschwunden. Nämlich in meinem Mund. Die Waage ließ mich diesen kulinarischen Fauxpas natürlich am nächsten Tag büßen. Meine Laune hatte einen neuen Tiefpunkt erreicht. War mein Projekt Idealgewicht zum Scheitern verurteilt? Meine allerbeste Freundin und eifrige Mitstreiterin im Rennen um den verhassten Jojo-Effekt erzählte mir letztens jedoch von einem neuen Programm, das beim Abnehmen helfen soll. Alle Lebensmittel werden gespeichert und so hat man immer einen Überblick über die Sünden im täglichen Speiseplan. Ganz klar, mit diesem virtuellen Ess-Tagebuch sollten auch die letzten Pfunde purzeln.
Licht am Ende des Kaloriendschungels
Die Webseite findet man einfach auf www.shapeupclub.com und ist sogar kostenlos. Die Registrierung war ein Kinderspiel. Nachdem ich Name und Größe, aktuelles Gewicht… oookay, das tatsächliche Gewicht, schummeln bringt ja doch nix, und das Wunschgewicht eingetragen hatte, empfahl mir das Programm eine tägliche Kalorienzufuhr von 1233 Kalorien. Ich war begeistert, das hörte sich doch recht ordentlich an. Mein Schokoriegel, der gerade vor mir lag und ein treuer Begleiter zu meinem Nachmittagskaffee ist, hatte gerade einmal schlappe 185 Kalorien. Ich könnte also Unmengen essen in Zukunft. Komisch nur, warum ich nicht schon früher auf die Idee mit dem Tagebuch gekommen bin. Die Software versprach mir eine Abnahme von 0,5 kg pro Woche, in 7 Wochen sollte ich also endlich rank und schlank sein. Ganz von alleine, sozusagen. Juchhhuuu, das ist doch ganz einfach! Oder?
Frühstück, Mittagessen und Abendessen und SONSTIGES
Am nächsten Morgen startete ich also frohen Mutes und trug alle gegessenen Lebensmittel vom Frühstück ein. Müsli, Joghurt, Äpfel, ein gesunder Auftakt also in Richtung Idealgewicht. Hmm, ich wusste gar nicht, dass die paar Cornflakes und Haferflocken und Beeren und Nüsse so viele Kalorien haben? Naja, aber Hauptsache gesund, nicht wahr? Am Vormittag schaute ich immer mal wieder auf Shapeupclub.com vorbei und spielte ein wenig mit den einzelnen Funktionen. In der Mittagspause ging es wieder ans Eingemachte, das Kantinenessen galt es einzutragen und auch das Stück Torte von der Kollegin und das Glas Fruchtsaft und … Ungläubig starrte ich auf die Balken, die Fett, Eiweiß und Kohlenhydrate anzeigten. Es war gerade einmal halb drei Uhr am Nachmittag und meine Gesamtkalorienanzahl war weit jenseits der 1.400! Knallrot sprang mich das Zuviel meiner täglichen Energiezufuhr an. Wie konnte das nur passieren? Ich hatte doch nur gesunde Dinge gegessen? Und eine Geburtstagstorte kann man doch nicht ablehnen? Was war da los? Mir war sofort klar: Der Fehler musste am Programm liegen! Denn ich ernähre mich doch so bewusst und vielseitig!
Nix hören, nix sehen, nix sagen!
Sofort ging ich alle eingetragenen Lebensmittel auf ein Neues durch. Ich hatte mit Sicherheit die falschen Zutaten ausgewählt und zu große Mengen angegeben, anders konnte ich mir diese knallroten und anklagenden Balken nicht erklären! Verzweifelt änderte ich in Windeseile die verschiedenen Produkte und ahaaa! So sah das Ganze schon deutlich besser aus. Alle Balken im grünen Bereich und mir blieben sogar noch 300 Kalorien für ein vernünftiges Abendessen übrig. Einen Haken hatte die Sache allerdings: Für diese Bilanz muss ich heute noch vier Stunden auf dem Heimtrainer verbringen und weitere drei Stunden mit Nordic Walking verbringen. Ungläubig starrte ich auf mein Sportsoll, das ich unmöglich erfüllten konnte. Im Kopf rechnete ich einmal nach… Nein, das wird sich wohl eher nicht ganz ausgehen. Ich brauche ja auch meinen Schönheitsschlaf, ansonsten wäre es natürlich gar kein Problem. Verschämt schloss ich mein virtuelles Ess-Tagebuch und entfernte die Seite still und leise aus meinen Favoriten. Kann doch gar nicht sein, das ist doch eh nur blödes Computergeschwätz, alles nicht real! Ich ernähre mich doch so gesund und vernünftig. Und das wenige, was ich mir so gönne, na, das wird doch wohl noch erlaubt sein. Wo bleibt denn sonst der Genuss im Leben, meint
Eure Conny