Nun sind bereits ein paar Tage vergangen – exakt 7, in Worten sieben – und meine Motivation in Richtung Idealgewicht ist ungebrochen. Mehr oder weniger. Eher weniger als mehr, sagt mein Mann. Natürlich unterstützt er mein Vorhaben, wieder in die Kleidergröße zu passen, in der er mich kennen- und lieben gelernt hat. Anno dazumal. Er mag mich gerne schlank und rank, meint er. Sein eigenes Wohlstandsbäuchlein ist ja in Wirklichkeit nicht existent und deshalb auch nicht der Rede wert. Glaubt er. Aber zurück zur mentalen und praktischen Unterstützung meines Herzallerliebsten, dem ich den Start in ein neues Leben natürlich lautstark angepriesen habe. Von nun an brechen schlanke Zeiten an und mit 1300 Kilokalorien sollen die Pfunde purzeln. TSCHAKKA!
Feinde im eigenen Haushalt
Zum Frühstück steht ein leckeres Müsli mit frischem Obst und einem Glas Orangensaft auf dem Programm. Mein lieber Herr Gemahl verschläft meine erste Mahlzeit des Tages seelig und gönnt sich später einige Scheiben Toastbrot, natürlich dick gebuttert. Der Duft von Rühreier mit Speck durchzieht die Wohnung. In meinem Bauch macht sich um halb 10 Uhr in Österreich ein mittlerweile bekanntes Grummeln bemerkbar. Resolut öffne ich die Fenster und vertreibe den Geruch des Heißhungers. Mittags wird gekocht undgemeinsam gegessen, klar. Vollkornpasta und knackige Gemüsewürfel in gesundem Olivenöl geschwenkt und mit würzigen Kräutern verfeinert, besänftigen meinen Magen. Bis mein herzallerliebster Ehegatte auf die glorreiche Idee kommt, er müsse sich doch nach dem „opulenten Mahl“, wie er es süffisant nennt, noch etwas Süßes gönnen.
Moderne Foltermethoden
Gesagt, getan und schon springt er ins Auto und holt sich ein leckeres Stück Apfelstrudel frisch vom Bäcker um die Ecke. Verwundert beobachte ich das Geschehen. Ich vermisse diese unbekannte Aktivität beim Runterbringen des Mülls. Soll er einmal im Jahr Wäsche aufhängen, verfällt sein Körper nach zwei Minuten Hausarbeit zusehends. Wo versteckt der gute Mann diese ungeahnten Energiereserven also die restliche Zeit über? Ich darf an der Naschrunde nur mit verschränkten Armen und bösem Blick teilhaben. Mein Magen meldet sich fast schon verzweifelt zu Wort und aus den Augenwinkeln meine ich Hubert, meinen inneren Schweinehund, gesehen zu haben. Doch, nein, das ist unmöglich, den habe ich doch auf eine lange, lange Reise geschickt. Durchhaltevermögen und Disziplin sind jetzt gefragt.
Der Weg zum Schlanksein ist einsam!
Auch wenn die Familie und Freunde über die Diät langatmig und ausreichend informiert wurden, so sehen sie darin natürlich keinen Anlass, auch nur ein Quäntchen Rücksicht zu nehmen. Essenseinladungen und Geburtstagsparties scheinen sich zu verdoppeln und wollen im Abnehmalltag galant umschifft werden. Man will ja nicht verbittert, an einer Gurke kauend, in der Ecke stehen. Verbündete sind selten anzutreffen, möchte man seine Ernährung langfristig umstellen. „Ach, Conny, sei nicht so, jetzt geh halt mit auf einen Eiskaffee und ein Stück Guglhupf, einmal ist doch keinmal!“ wollen mich meine Freundinnen, die ich bis dato auch wirklich als solche bezeichnet habe, zu wahren Orgien in der Konditorei oder im Kaffeehaus überreden. Feinde, scheint es, soweit das Auge reicht! Meine Liebsten sabotieren meine Abnehmversuche! Deshalb rüste ich mich, auf geht’s in den Kampf! Esst ihr ruhig Eure Süßigkeiten und Bechamelsaucen und frischen Semmeln mit Salami und leckerem Käse…die knusprige Pizza dick belegt mit Pfefferoni und Schinken…hmm…die schokoladige Sachertorte, die so luftig und locker in der Auslage liegt und mich – ja, genau mich – anzulachen scheint…die gelbgoldenen Pommes, noch warm und mit einer Prise Salz…HALT! STOP! Wehret den Anfängen und so greife ich beherzt zur Gurke und verziehe mich verbittert kauend in die Ecke. Weg von den Feinden, denn sie sind überall, meint
Eure Conny