Bewegung macht Spaß und macht süchtig nach mehr. Solche und ähnliche Aussagen liest man immer wieder in Artikeln, die von der Freude am Sport erzählen. Mit Hilfe von Glückshormonen soll die Anstrengung wie weggeblasen sein und man läuft, einer Elfe gleich, wie auf Wolken dem Idealgewicht entgegen. Nun, diese glücklichen Hormone wurden mir auch bei der Geburt unseres Nachwuchses versprochen, gespürt habe ich davon nicht wirklich viel. Ich bin also skeptisch, besorge mir aber pflichtschuldigst wahre High-Tech-Laufschuhe. Denn es ist nicht damit getan, sich einfach ein Paar Turnschuhe zu kaufen, weit gefehlt. Auch hier hat die moderne Technik Einzug gehalten. Mein Laufverhalten wird mit Hochgeschwindigkeitskameras erfasst und ausgewertet. Der passende Joggingschuh wird mir mehr oder weniger auf den Fuß geschneidert und kostet fast ebenso viel wie mein erstes Auto. Aber was tut man nicht alles für einen gesunden und wohlgeformten Körper? Also, bloß keine Müdigkeit vorschützen.
Der erste Schritt ist der Schwierigste!
Voller Motivation mache ich mich auf und starte direkt vor der heimischen Haustüre zu einer ausgedehnten Joggingrunde. Vorbei an sanft gewellten Wiesen, übersät mit einem wahren Meer an Blumen, schlängelt sich der Weg am tiefdunklen Wald vorbei. Die Vögel zwitschern und der Himmel ist nirgends blauer und die Luft nirgends frischer. Die Stille der Natur wird nur unterbrochen vom…dampflockartigen Schnauben, in das sich ab und an ein Stöhnen und ein Japsen mischen. Ich kämpfe mit akutem Luftmangel und meine Oberschenkel brennen bereits nach den ersten zwei Kilometern. Blind für die Schönheit der Natur, kämpfe ich mich Meter für Meter voran, denn der Weg ist das Ziel, heißt es doch. Nicht einmal meinem schlimmsten Feind wünsche ich diese quälenden Schmerzen, doch mein Körper soll auf Vordermann gebracht werden, also immer flott voran! Mit jedem Meter verstärkt sich das Seitenstechen und ich merke, wie ich blau anlaufe. Spaziergänger, die mir begegnen, mustern mich besorgt. Nein, es ist alles in Ordnung, ich treibe nur Sport und das macht mir richtig Spaß! Sieht man das nicht? Wo bleiben bloß diese blöden Glückshormone?
Katzenjammer und Muskelkater
Der nächste Morgen bricht heran und wie immer möchte ich schwungvoll in den Tag starten. Ich stolpere jedoch mehr oder weniger elegant wie ein Elefant auf Dope aus dem Bett und unterdrücke gerade noch einen Schrei. Aus der andere Betthälfte höre ich es nur unverschämt kichern und ich vermeine, etwas in Richtung „Hast Du nun davon, bist halt kein junger Spund mehr…rennt herum und glaubt, sie ist ein Teenager…“ vernommen zu haben. Aber nein, da MUSS ich mich verhört haben, mein mich liebender Mann würde doch nie so etwas zu seinem Schatz sagen, oder? Gequält humple ich in Richtung Badezimmer und mache eine Bestandsaufnahme: Schmerzen, überall und an Stellen, die ich noch nie bewusst wahrgenommen habe. Der Muskelkater hat meinen Körper in Besitz genommen und bald stellt sich Katzenjammer meinerseits ein. Wie ein Häufchen Elend sitze ich über meinem Müsli mit frischen Früchten und beschließe, dass so viel Sport bei mir kein Glück verursacht. Morgen werde ich erst mal einen gemütlichen Spaziergang machen und dabei meine Endorphine suchen, denn irgendwo müssen sie ja stecken, meint
Eure Conny